Sehr geehrte Frau Ministerin,
Eine „Schulung“ für die Krankenpflege!? Krankenpflege – das ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung, mindestens vier Jahre Studium. Das lässt sich weder per Gesetz verordnen, noch vorschreiben.
Die Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, denen wir täglich begegnen, sind keine Nummern, keine Schachfiguren, die man hin und herschieben kann.
Diese Männer und Frauen, die wir bewundern, üben die „KUNST“ der Krankenpflege aus und verdienen Respekt, Verständnis, Wertschätzung, Arbeitsplätze und Anerkennung.
Diese Männer und Frauen haben zumeist je nach Fachgebiet vier oder fünf Jahre studiert, was Sie als „Schulung“ abtun. Manche Minister täten vielleicht gut daran, auch einer Schulung zu folgen.
Ihr Vorschlag ist für die FGÖD-KRV unannehmbar. Die Bürger dieses Landes benötigen für eine hochwertige Gesundheitsversorgung etwas anderes als Arbeitssuchende und müssen sich auf die Kompetenz, das Einfühlvermögen und die Zeit, die ihnen gewidmet wird, verlassen können. Ihre Vorschläge zeugen von einer offensichtlichen Ignoranz.
Man muss das Problem an der Wurzel packen, diesen Beruf attraktiv gestalten für das was er ist. Dieser Beruf ist der schönste der Welt, wenn er unter guten Voraussetzungen ausgeübt werden kann. Machen Sie die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte annehmbar und Sie werden sehen, dass das Interesse an diesem Beruf von ganz alleine wieder aufleben wird dank motivierter und kompetenter Personen.
Sie müssen auch eine verfügbare medizinische Versorgung vor Ort konkret umsetzen. Obwohl der Mangel an belgischen Ärzten eines der größten Probleme in unserem Gesundheitswesen ist, halten Sie stur am Numerus clausus in seiner strengsten Form fest.
Warum :
- haben Sie dutzende Medizinstudenten daran gehindert, ihren Traumberuf auszuüben?
- haben Sie die Anzahl belgischer Ärzte reduziert, die fähig sind, landesweit zu praktizieren?
- haben Sie das medizinische Angebot verringert und damit eine gute Gesundheitsversorgung zu akzeptablen Preisen für unsere Sozialversicherung verhindert?
- erlauben Sie, dass selbständige Ärzte in Krankenhäusern praktizieren können?
- haben Sie zugelassen, dass der Arztberuf in Krankenhäusern nach dem Vorbild von Fremdenlegionären oder dem Transfer von Fußballspielern verhandelt wird?
- lassen Sie in unserem Land eine Medizin nach einer, zwei, oder gar drei Geschwindigkeiten zu?
- billigen Sie die übertriebenen und menschenunwürdigen Honorare für geleistete ärztliche Arbeitsstunden?
Es sollte auch den Bürgern dieses Landes freistehen, das medizinische Netzwerk ihrer Wahl in Anspruch zu nehmen. Die Bürger dieses Landes sollten von Ostende bis Arlon von qualitativen Pflegeleistungen profitieren können und der öffentliche Dienst ist der einzige Sektor, der unseren Bürgern einen gleichberechtigten Zugang zur medizinischen Versorgung, Freiheit und philosophische Unabhängigkeit garantieren kann. Die Freiheit und freie Wahl in schwierigen Lebensumständen wie dem Lebensende oder Schwangerschaftsabbruch müssen garantiert werden. Gesundheitsnetzwerke müssen bestehen können ohne miteinander konkurrieren zu müssen.
Sie messen mit zweierlei Maß in Ihren Reformen, Handlungen, Vorschlägen und der Krankenpflege. Mit zweierlei Maß messen ist anscheinend Ihr Markenzeichen.
Die Devise der FGÖD-KRV ist und bleibt „Dialog hat Vorrang“. Wir hoffen, dass Sie sich dies zu Herzen nehmen und Ihre Entscheidung überdenken.
Für die FGÖD-KRV
Patricia Chenoy
Nationale Präsidentin